Der Musiker Haydn
Joseph Haydn
Die Fürsten, die Haydns aktive Zeit als Komponist in Eisenstadt prägten:
Fürst Paul II. Anton (1734-1762) und nach dessen Tod sein Bruder Fürst Nikolaus I. Joseph (1762-1790)
Haydns gesamtes geniales Schaffen wäre ohne dem Fürstengeschlecht der Esterházy undenkbar. Es gab wohl europaweit wenige Positionen, wie jene unter den Esterházys, die dermaßen fruchtbare Arbeitsbedingung boten und gleichzeitig ein gesichertes Umfeld lieferten. Auch wenn Joseph Haydn manchmal gerne als der leidende, in der Provinz dahinvegetierende Komponist dargestellt wird - dem wird so nicht gewesen sein. Natürlich litt er hin und wieder unter der Abgeschiedenheit Eisenstadts und wohl noch mehr Fertöds (Schloss Esterház) und manchmal unter der enormen Belastung, gerade in der Zeit zwischen 1776 und 1790, als ihn der Opernbetrieb vollkommen in Beschlag genommen hatte. Mit Sicherheit sehnte er sich bisweilen nach dem (damaligen) Land der Oper: Italien. Aber auch wenn es für heutige Begriffe vollkommen unvorstellbar ist, welches Pensum Haydn zu bewältigen hatte, kann davon ausgegangen werden, dass er diese Position gegen nichts anderes eingetauscht hätte.
Joseph Haydn war zur damaligen Zeit einer der bekanntesten Komponisten.
Die Entwicklung und Stellung dieser Position ist untrennbar mit jener "Hofmusik" verbunden, welche die Esterházys pflegten, die aber im Laufe der Jahre, ab den 1750ern, erst einmal geschaffen werden musste.
Beide Fürsten, zuerst Paul Anton und nach dessen Tod 1761 sein Bruder Nikolaus, verschrieben sich den Künsten und im Übermaß der Musik! Beide Fürsten trieb der Ehrgeiz an, einen Musikbetrieb zu schaffen, der den Vergleich mit den großen Höfen Europas, vor allem aber mit dem in Wien nicht zu scheuen brauchte. Das gelang nachhaltig. Denn es ging gerade Fürst Nikolaus in der 2. Phase ab 1776 nicht mehr alleinig darum, ausgezeichnetes "Entertainment" durch das Produzieren der damals bekanntesten Opern zu schaffen. Ihm ging es vielmehr mehr darum, sich abzuheben, auch eigene Trends zu setzen und im direkten Konkurrenzkampf mit Wien neue Wege zu beschreiten. Das ganze musikalische Europa schaute ab den 1780ern nach Esterház. Die Aktualität der Produktionen gegen Ende des Hof-Opernbetriebes (1790) ist beachtenswert. Lagen um 1780 noch jeweils einige Jahre zwischen der Uraufführung (meist in Venedig), einer Reprise in Wien und schließlich der Übernahme der Oper nach Esterház, so verkürzte sich der zeitliche Abstand zunehmend. Ab 1785 wurde Wien sogar "übersprungen". Das zeugt nicht nur vom Interesse des Fürsten und wohl auch Haydns, aktuell zu sein, sondern auch vom Rufe des Opernbetriebes insgesamt, sodass eben neue Werke schnell und direkt zuerst Ihren Weg nach Esterház fanden.
Die Basis dazu schuf noch Fürst Paul Anton. Wesentliche Impulse für seine Leidenschaft zur Oper erfuhr der Fürst zuerst durch seine universitären Studien in Leiden, Niederlande und später durch die politischen Ämter im Ausland.
Wo immer Fürst Paul Anton hinkam bzw. wirkte (Deutschland, Niederlande, Frankreich und Italien, hier insbesondere Rom, Venedig, Florenz und Neapel; 1750-1753 war er Botschafter in Neapel), ließ er sich von den dortigen Bühnen inspirieren. Er begann damit, Musikalien sowie Textbücher italienischer und französischer Opern zu sammeln.
Zwei Kataloge ließ er anfertigen, die noch vom Kapellmeister Gregor Joseph Werner bis 1762 weitergeführt wurden. Bei den italienischen Opern überwog dabei die zu jener Zeit verbreitete Opera seria. Die Mehrzahl der Libretti stammte von Pietro Metastasio. Unter den italienischen Komponisten waren Namen wie Hasse, Gluck, Wagenseil, Galuppi, Jomelli, oder Scarlatti zu finden, bei den französischen Opern Komponisten wie Rameau, Rousseau und natürlich auch Gluck.1
Ab 1759 begann Fürst Paul Anton auch systematisch, die Hofmusik um- bzw. auszubauen. Das hatte ursächlich mit der Reorganisation seines Hofstaates zu tun. Wichtige Musiker wie der legendäre Geiger und spätere Konzertmeister Haydns, Luigi Tomasini, oder der Tenor Carl Friberth, einer der wichtigsten Stützen im Ensemble der I. Periode, wurden in dieser Zeit engagiert. Sie halfen beim Ausbau, betrieben wohl auch die vorbereitende Strukturierung der gesamten Musik und wurden sogar gemeinsam auf eine Studienreise nach Venedig geschickt (1759).
In der ersten Hälfte des Jahres 1761 vollzog dann Fürst Paul Anton die wegweisende Trennung in eine "Chor Music" und eine "Cameral Music". Dafür bedurfte es neben den passenden Rahmenbedingungen am Hofe auch eines bedeutenden Komponisten, eines attraktiven Aushängeschildes. Fürst Paul Anton fand wohl den talentiertesten Komponisten, den die damalige Zeit aufzuweisen hatte: Den 30jährigen Joseph Haydn, geboren am 31. März 1732 im nahegelegenen Rohrau. In Wien ausgebildet, lernte er bei und von den Besten der damaligen Zeit: Von 1753 bis 1757 erhielt er Unterricht vom großen Opernkomponisten Nicola Porpora. Bei ihm lernte er auch die italienische Sprache. Über dessen Vermittlung kam er mit dem bekanntesten Librettisten ernster Opernstoffe, Pietro Metastasio, in Kontakt.
Zu Beginn der Einstellung Haydns war von einem regelmäßigen Theaterbetrieb noch keine Rede. Auch wenn sich die Opernaufführungen häuften - der Betrieb in der 1. Phase nahm sich im Vergleich zu dem der 2. Phase ab 1776 wirklich bescheiden aus. In einem der Glashäuser hinter dem Schloss zu Eisenstadt ließ Fürst Paul Anton ein Theater einrichten. Offensichtlich half ihm bei dieser Umsetzung ein gewisser Graf Giacomo Durazzo, der dem Fürstengeschlecht Esterházy auch später freundschaftlich verbunden blieb und der uns auch noch einige Male begegnen wird, wenn es um die Vermittlung von Opernmaterial geht2.
Fürst Paul Anton konnte seine Opernpläne jedoch nicht im Ansatz verwirklichen. Er starb völlig unerwartet am 18. März 1762.
Die Übernahme des Majorats durch seinen Bruder Graf Nikolaus sollte für Haydn nicht nur Kontinuität bedeuten, sondern sich als besondere Fügung des Schicksals herausstellen. Die Aussage des neuen Fürsten Nikolaus "... was der Kaiser kann, das kann ich auch ..."3 nimmt vorweg, in welche Richtung die Entwicklung gehen sollte. Schon während sein Bruder Fürst Paul Anton in Eisenstadt den Aufbau einer Hofmusik forcierte, organisierte der noch als Graf zu betitelnde Nikolaus im kleinen Theatersaal seines Jagdschlosses von Süttör (im heutigen Fertöd/Ungarn) Veranstaltungen selbiger Art.
Nachdem Fürst Nikolaus das Majorat am 17. Mai 1762 übernommen und das Schloss in Eisenstadt bezogen hatte, ließ er das Theater im Glashaus auf und verlegte alle Aktivitäten in den großen Saal des Schlosses. Der Theatermaler Hieronymus Bon sollte für dessen Ausgestaltung verantwortlich zeichnen4. Dort erklangen wohl auch zur Inauguration am 17. Mai 1762 die ersten, leider verschollenen Opern Haydns: "La vedova", "Il dottore" und "Il scanarello"5.
Doch zog es Fürst Nikolaus, den man später den Beinamen „der Prachtliebende“ gab, weg aus Eisenstadt und wieder zurück in sein Jagdschloss. Ebendort ließ er dann zwischen 1764 und 1768 "sein" Schloss Esterhàz erbauen, das "Residenzschloss", nach dem Vorbild des Schlosses Versailles. Von diesem Moment an büßte das Schloss in Eisenstadt an Bedeutung ein. Und 1768 eröffnete Fürst Nikolaus auch sein eigenes fürstliches Theater, das zu den schönsten und auch technisch am besten ausgestatteten in der damaligen Monarchie zu zählen war. Daneben wurde sogar ein eigenes Marionettentheater errichtet. Bis 1769 beendete der Fürst dann auch die Arbeiten an einem Gebäude, das dem Sänger-Ensemble und Musikern wie auch anderen Akteuren und Mitwirkenden Unterkünfte bot. So war es kein Problem mehr von den Hauptwohnsitzen in Eisenstadt aus, einige Monate auf Schloss Esterház zu verbringen.
Haydns Tätigkeit als Kapellmeister
Nach heutigen Maßstäben ist Haydns Arbeitspensum schier unvorstellbar und eigentlich für eine Person nicht bewältigbar.
In der 1. Phase und zwei Jahre in der 2. Phase kann man ihn durchaus auch noch als Theaterdirektor bezeichnen, also in einer Doppelbelastung Opernkapellmeister - Theaterdirektor. Ab 1776 schwoll der Betrieb dann zu sehr an, denn man kann ab diesem Zeitpunkt neben den vielen Neuproduktionen schon durchaus von einem "Repertoirebetrieb" sprechen. Die weitaus meisten Opern erfuhren - teilweise sogar über Jahre hinweg - Wiederholungen. Zuviel der Belastung, sodass ab 1778 dann doch Philipp Georg Bader als neuer Theaterdirektor diese Agenden übernahm. Nach dessen Ableben 1779 wird der Bühnenbildner Pietro Travaglia Interimsdirektor, bis schließlich Nunziato Porta diese Position 1781 antrat und bis zum Ende des Theaterbetriebes im Jahre 1790 inne hatte.
Noch einige Worte zu Philipp Georg Bader: Fürst Nikolaus beauftragte ihn, über sämtliche Ausgaben buchzuführen und selbige vierteljährlich zu verrechnen. Diesem Umstand verdanken wir eine bessere Dokumentation in der 2. Phase6 und letztendlich all die Daten, auf denen auch diese Homepage aufbaut.
Doch bevor die Arbeit für Haydn begann, musste eine Auswahl getroffen werden: jene der Opern bzw. der Textbücher. Wer schließlich die Auswahl der Opern traf, die in den Spielplan und später ins Repertoire übernommen wurden, ist nicht dokumentiert.
Entschied Fürst Nikolaus allein oder war bei der Selektion Haydn doch involviert? Es kann mit gutem Grund davon ausgegangen werden, dass der Fürst auf Haydns Empfehlungen hin reagierte.
Auch wer die Textbücher zu Haydns Opern selbst auswählte, ist nicht klar. Es kann aber auch hier angenommen werden, dass sowohl Haydn als auch der Fürst nur die besten wollten. Der Geschmack hat sich im Laufe der Jahrhunderte natürlich geändert. Jedoch zu behaupten, Haydn hätte schwache Libretti ausgewählt, bzw. - wie es manch’ einer vornehm formuliert - kein glückliches Händchen gehabt, entbehrt jeglicher Grundlage. Das würde im Umkehrschluß bedeuten, dass Fürst Nikolaus und Joseph Haydn mit nicht sonderlich ausgeprägter künstlerischer Intelligenz ausgestattet waren.
Wurde eine Oper ausgewählt, begann Haydns aufwendige und vielfältige Arbeit!
Sie musste meist dem Orchester angepasst werden. Inhaltlich, musikalisch wie textlich wurde eingegriffen, Charaktere gestrichen oder deren Part zumindest verändert und/oder gekürzt. Die Rollen mussten auch "stimmlich" an das Potential der Sängerinnen und Sänger angepasst werden, meist die Lagen betreffend. Manchmal wurden die Rollen sogar aufgewertet. Das belegen die Einlagearien, die der Meister dazu komponierte, um dem einen oder anderen Sänger noch besondere Momente zu verleihen. Nachdem das Material für das eigene Ensemble und das Orchester erstellt war (Noten kopieren musste Haydn zum Glück offensichtlich nicht), begann die Arbeit des Einstudierens, die Haydn ebenfalls leitete. Er hatte keine Gehilfen wie Korrepetitoren oder andere Kapellmeister, die ihm bei Einzel- oder Ensembleproben helfend zu Hand gegangen wären oder im schlimmsten Falle sogar Aufführungen hätten übernehmen können. Letztendlich galt es in Spitzenjahren (etwa 1786) durchschnittlich jeden dritten Tag eine Opernaufführung zu leiten! Nicht zu vergessen all die andere Musik, die Haydn so nebenbei noch komponierte wie Sinfonien, Konzerte, Kirchenmusik etc.
In der Zeit von 1762 bis 1775, also in der 1. Phase, diente diese Gattung mehr repräsentativen Zwecken: Geburtstage, Namenstage, Hochzeiten und der Karneval waren Gelegenheiten, zu denen Haydn Werke liefern musste. Die Oper wurde eher sporadisch gepflegt. Haydn komponierte in dieser Zeit 10 Opern, von denen jedoch drei ("La vedova", "Il dottore" und "Il scanarello") verschollen sind und die vierte "La marchesa Nespola" nur fragmentarisch erhalten ist.
Erstaunlich ist auch, dass zwischen 1762 und 1775 niemals auf das Repertoire zurückgegriffen wurde, dass Fürst Anton Paul aus ganz Europa zusammentragen ließ, sondern (fast) immer auf Kompositionen Haydns. Fürst Nikolaus wollte das Beste und das konnte offensichtlich schon zu Beginn nur Haydn liefern.
Was aber wirklich auffällt, ist der Umstand, dass die Saison 1776 nicht mit einer Oper Haydns sondern mit der Azione teatrale "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck eröffnet wurde. Wir wissen es aus der Geschichte, doch auch den Beteiligten war die Dimension dieser Saison und ihre Auswirkungen sehr wohl bewusst, weil sie intensiv vorbereitet war: Die Saison läutete auch die 2. Phase ein. Es sollte jenes Zeitalter am Hofe des Fürsten Esterházy werden, welches in die europäische Musikgeschichte eingehen würde. Warum also keine Oper Joseph Haydns? Dazu gibt es neue Erkenntnisse, die ich später publizieren will. Ebenso Theorien dazu, was den Fürsten wohl dazu bewogen hat, den Theaterbetrieb besonders ab 1776 so massiv auszubauen.
Wie die Libretti nach Esterház kamen.
Fürst Nikolaus bediente sich mehrerer Quellen, um laufend mit neuem Aufführungsmaterial versorgt zu werden. Doch auch Libretti und so manche Empfehlung betreffend Sängerinnen und Sängern gelangten zum Fürsten, indem er auch den einen oder andere Agenten beauftragte. Einer davon war Pietro Giacomo Martelli. Er wurde vom Fürsten ermächtigt, in mehreren Städten Italiens die Kontakte aufrecht zu erhalten. Dabei stand Martelli immer direkt mit dem fürstlichen Theatermacher Pietro Travaglia in Verbindung7. So beschaffte der Sänger Antonio Pesci auf Martellis Betreiben hin für den fürstlichen Theaterbetrieb das Aufführungsmaterial für zwei Opern8. Pesci selbst hielt in Notizen fest, dass er sogar sechs Opern geliefert habe, dafür aber nicht vollends bezahlt wurde. Auf Martellis Konto geht auch die Vermittlung der in Bologna bereits gefeierten Sopranistin Costanza Valdesturla.
Venedig als die Opernstadt war der wichtigste Bezugsort, was sowohl Opernstoffe, Libretti, Aufführungsmaterialien und weiters Sängerinnen und Sängern sowie (oft mit ihnen gereisten) Musiker betraf9.
Gehen wir zuvor kurz auf die Theatersituation in Venedig zu dieser Zeit ein. Im 18. Jahrhundert wurden in Venedig bis zu sieben Theater gleichzeitig betrieben, die innovativ sein wollten. Man kam mit dem Produzieren neuer Opern gar nicht nach, denn das Publikum gierte immer nach dem Neuesten. Besonders zwei Theater spielten besonders häufig Opern, die dann ins Schlosstheater zu Esterház übernommen wurden, manchmal erst auf dem Umweg über Wien. Eines davon war das Teatro San Samuele. Berichtenswert ist, dass Carlo Goldoni diesem Theater von 1737 bis 1741 als Direktor vorstand. Ein anderes war das Teatro San Moisè, insgesamt eines der einflußreichsten Theater, gerade im Genre der Opera buffa.
Nachdem er Wien verlassen hatte, hielt Graf Giacomo Durazzo von Venedig aus seine Beziehungen zu Esterház aufrecht und sorgte weiterhin für „Nachschub“. Graf Giacomo Durazzo war ab 1754 Direktor des Hoftheaters (Burgtheater und Theater am Kärntnerthor) und er übte diese einflussreiche Position sehr nachhaltig aus. Als Vertrauter Christoph Willibald Glucks förderte er diesen bei seiner Opernreform. Weil Durazzo aber die Widerstände offensichtlich zu groß wurden, wechselte er 1764 in den diplomatischen Dienst und zog nach Venedig. Davor war Graf Durazzo regelmäßig beim Fürsten Nikolaus zu Gast. Die künstlerische Beeinflussung lässt sich schon ab 1762 feststellen, als Graf Durazzo dem Fürsten oder gar Haydn selbst ein Libretto von Maliavacchi vermittelte: "Acide"!
Das Opernhaus Esterház - Der Theaterbetrieb
Philipp Georg Baders Aufzeichnungen ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen und ergeben ein ziemlich exaktes Bild der Abläufe. Diese Dokumentationen gehen auf "Instructionen"10 des Fürsten zurück, der in selbigen genau festsetzte, was, wann und wie zu verrechnen bzw. zu Papier zu bringen sei. Und diesen "Instructionen" folgend können wir auch den Mitarbeiterstab beschreiben, der den Theaterbetrieb führte.
Doch diese Beschreibungen erfassen erst die 2. Phase:
An der Spitze stand Joseph Haydn als Kapellmeister und einige Zeit, bis 1778, auch als Theaterdirektor.
Diese Funktion übernahm dann Philipp Georg Baders.
Als Bühnenbildner, wie insgesamt für die Ausstattung verantwortlich, stand Haydn Pietro Travaglia zur Seite.
Hieronymus Bon fungierte als Theatermaler.
Kopisten wie Joseph Elßler und Johann Schellinger, der auch als Souffleur wirkte, garantierten die Verfügbarkeit des Aufführungsmaterials.
Des Weiteren wiesen die Aufzeichnungen (im Punkt Fünft der "Instructionen": Gebühren des Theaterpersonals) rund um die Vorstellungen
- einen Friseur
- eine Schneiderin
- einen Schuster
aus.
Dazu kamen fünf Theaterzimmerleute, die im Bedarfsfall von drei Grenadierszimmerleuten unterstützt wurden. Neben dem Aufstellen der Kulissen hatten diese auch die Maschinerie im Theater zu bedienen.
Die Verrechnungen dieser drei Angestellten erleichterten auch die Rekonstruktion der Spielpläne.11
In den sogenannten "Stabenen-Ausweisen" wurden die Statisten erfasst und diese "Stabenen-Ausweise" geben ebenso recht detailliert Aufschluss über die Aufführungen bzw. sogar Bühnenproben, in denen die Statisten mitzuwirken hatten.
Was dieser Betrieb zu leisten im Stande war, zeigt folgende Auflistung an Zahlen von 1762 bis zur Auflösung der Hofmusik 1790. Bis zum Jahre 1779 folgt diese Ausführung Ulrich Tank12 sowie Detlef Altenburg13. Ab dem Jahre 1780 bis 1790 folgt sie den Zahlen und Fakten Janos Harichs14 und wiederum den Ausführungen Detlef Altenburgs. Die Auflistung erfolgt nicht chronologisch! Die letzte Zahl gibt die Anzahl der Aufführung in diesem Jahr wieder.
HP = Premiere einer Oper Haydns, HR = Reprise einer Oper Oper Haydns, P = Premiere einer anderen Oper, R = Reprise einer anderen Oper
I. Periode, II. Periode, III. Periode
1. Phase 1762-1775
1762: 3 HP = 3
1763: 2 HP, 1 P = 3
1764: Zahl der Opern und Aufführungen unklar!
1765: Keine Aufführung nachweisbar
1766: 1 HP = 1
1767: 1 HR = 1
1768: 1 HP = 1
1769: 1 P = 1
1770: 1 HP = 2
1771: Keine Aufführung nachweisbar
1772: Keine Aufführung nachweisbar
1773: 1 HP = 2
1774: 2 HR = 2
1775: 1 HP = 1
2. Phase 1776-1790
1776: 6 P, 1 HR = mind. 16 (wohl um einige mehr), die Zahl lässt sich nicht mehr eruieren
1777: 1 HP, 3 R, = die Zahl lässt sich nicht mehr eruieren
1778: 4 P = 26
1779: 2 HP, 6 P = mind. 39 (wohl um einige mehr), die Zahl lässt sich nicht mehr eruieren
1780: 4 P, 1 HR, 3 R = 93
1781: 1 HP, 5 P, 4 R = 63
1782: 1 HP, 7 P, 1 HR, 3 R = 90
1783: 6 P, 2 HR, 2 R = 105
1784: 1 HP, 5 P, 2 HR, 5 R = 104
1785: 4 P, 2 HR, 5 R = 89
1786: 8 P, 2 HR, 7 R = 125
1787: 5 P, 1 HR, 8 R = 98
1788: 7 P, 1 HR, 9 R = 109
1789: 6 P, 9 R = 92
1790: 4 P, 9 R = 53
Zwischen 1780 und 1790 wurden 64 Opern aufgeführt. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum 1026 Aufführungen!
Die folgende Tabelle listet alle dokumentierten Opern auf bzw. jene, deren Aufführung zumindest auf handfeste Indizien zurückzuführen ist.
Dieser Auflistung folgt wiederum Janos Harichs15 und wird mit den Ergebnissen Detlef Altenburgs erweitert bzw. ergänzt16. Natürlich gab es da und dort Ungereimtheiten und Unterschiede in Zahlen und Fakten, denen aber nicht nachgegangen wurde. Das hätte die Arbeit nicht beeinflusst. Es ist ohnehin unmöglich, vollständige Zahlen und Fakten über Haydns Tätigkeit als Opernkomponist bzw. Kapellmeister am Hofe Esterház anzuführen.